29. Dezember 2019
Liebe Leute, jetzt gerade sitze ich am Esstisch, der Ventilator neben mir läuft auf Hochtouren und ich bin froh, dass es heute mal nur 27°C sind. Durch die Brände, die aufgrund der Trockenheit und Hitze andauern, riecht die Luft in Brisbane morgens manchmal ein bisschen wie Osterfeuer und wenn die Sonne untergeht, sieht man die Rauchpartikel in der Luft. Ich kann die Male an einer Hand abzählen, die ich hier in den letzten Monaten Regen mitbekommen habe. Über die letzten Wochen ist es hier immer heißer geworden und dementsprechend ist bei den Australiern auch Weihnachtsstimmung eingekehrt. In den Schaufenstern stehen noch die Weihnachtsbäume, manche Häuser blinken bunt vor lauter Lichterketten und im Shoppingcenter konnten die Kinder Fotos mit Santa machen. Obwohl ich Weihnachten im Warmen ja schon einmal in Brasilien erlebt habe, ist es schon merkwürdig in T-Shirt oder Sommerkleid Weihnachtsgeschenke zu kaufen, über den Mini Weihnachtsmarkt in der Innenstadt zu schlendern, wo es sogar deutsche Bratwürste gibt, und am Weihnachtsmorgen Mangos unter dem Baum zu finden. Durch meine Gastfamilie lerne ich hier auch ganz andere Weihnachtstraditionen kennen, als ich von zuhause gewohnt bin: Letzte Woche sind wir abends in die Stadt gefahren, um dort bei Dunkelheit den großen Weihnachtsbaum in der Stadtmitte und die weihnachtlichen Schaufensterauslagen zu bewundern. Danach durfte jeder ein Ornament aussuchen, das jetzt im Wohnzimmer den Tannenbaum schmückt. Die Geschenke lagen auch schon seit ein paar Tagen unter dem Baum, obwohl ja erst am 25. richtig gefeiert wurde und unser Kater schon gespannt um die verschiedenen Päckchen herumschlichen ist. Die letzten Wochen und Monate ist so viel Verschiedenes passiert, dass es schwer zusammenzufassen ist: Neben unserem “normalen Alltag” waren wir auf einem weiteren Camp und haben in der Hitze gezeltet. Wir hatten außerdem "Global Haverim", bei dem wir unserer Gemeinde die von uns täglich zum Bibellesen angewandte Methode “Haverim” zeigen durften. Es war richtig cool zu sehen, dass die Leute echt Interesse daran hatten, von uns zu lernen und wir das, was wir über die letzten Monate als Team gelernt haben, sogar praktisch weitergeben konnten. Vor ein paar Wochen hatte ein Teil unseres Teams die Möglichkeit, mit einigen Mitarbeitern aus der Gemeinde zu einem Kindertag in dem etwa 3 Fahrstunden nördlich von Brisbane gelegenen Cherbourg zu fahren. Der Ort ist als Queenslands drittgrößte Aboriginal Community bekannt und viele der über 1000 Einwohner leiden unter Arbeitslosigkeit und dem geringen Einkommen. Zweimal im Jahr wird aus einer Turnhalle dort der reinste Kinderspielplatz, mit Hüpfburg, Musik, vielen verschiedenen Spielen, Snacks, einer kleinen Andacht und Geschenken, einfach um den Kindern und ihren Familien eine Freude zu machen. Wir haben mitgeholfen, wo wir gebraucht wurden: Beim Leiten der Spiele, Springseil halten, Geschenke austeilen, Choreografien für unseren Tanzwettbewerb ausdenken und einfach für die Kids da sein. Am Ende haben wir zwei kleinen Mädchen sogar ein bisschen deutsch beigebracht, wovon die beiden total begeistert waren. Es war sehr interessant, diese ganz andere Seite der Missionsarbeit mitzuerleben und der Tag wird uns allen in Erinnerung bleiben. Vor allem auch, weil wir die Mitarbeiter-T-Shirts, bedruckt mit bunten Mustern im Stil der Aboriginie-Kunst, behalten durften. Kurz vor Beginn der Sommerferien durften wir, gemeinsam mit den anderen Teams aus Australien und Neuseeland, an der sogenannten FRESH-Konferenz teilnehmen. Vier Tage, in denen es thematisch und ganz praktisch um Ruhe und Auftanken im Alltag ging: Dabei war es natürlich sehr cool, dass der Strand von unserer Unterkunft nur 7 Minuten Fußmarsch entfernt lag und wir sehr viel Zeit hatten, die wir selbst füllen durften. Unter anderem hatten wir morgens eine Stunde “Stille Zeit", die ich mit meiner Bibel und einem Notizbuch am Strand verbracht habe. Es ist so einfach, inmitten aller To-Do´s, Ziele und Aufgaben zu vergessen, einfach mal still zu werden und alle Ablenkungen auszusperren. Einfach mal tief durchatmen und Gott nach seiner Perspektive zu fragen, weil meine eigene oft so begrenzt und eindimensional ist: Das ist etwas, was ich jeden Tag neu erkennen und wertschätzen darf. Während der Konferenz habe ich mich auch viel mit den anderen Teammitgliedern austauschen können, wir haben Ping-Pong gespielt, saßen am Lagerfeuer, haben uns gegenseitig ermutigt, Killer-UNO gespielt, unseren Geschichten und Erfahrungen gelauscht und viel gelacht. Es hat echt Spaß gemacht, die anderen Teams noch ein bisschen besser kennenzulernen und einfach gemeinsame Zeit zu verbringen. Vor zwei Wochen haben dann auch schon die Sommerferien angefangen, die bis jetzt vor allem mit Weihnachtsfeiern und -wichteln gefüllt waren. Heiligabend waren wir im Gottesdienst, und am 26. sind wir dann zu Verwandten nach Perth geflogen. Da Perth im Westen Australiens liegt, Brisbane dagegen ganz im Osten, dauert der Flug dorthin sogar um die fünf Stunden. Die Landschaft hier in Perth sieht teilweise ganz anders aus als in Brisbane: Während Brisbane im Sommer eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit aufweist und es wenig regnet, ist es in Perth eine trockenen Hitze, aber mit häufigerem Regen. Das Klima hier ist mediterran und viele Pflanzen und der Sandboden erinnern an Gegenden wie Italien. Schon merkwürdig, dass ein einziges Land gleichzeitig ein Kontinent ist und damit so unterschiedlich und riesig. Eine Sache, die viele Australier hingegen an Europa bewundern, ist die Nähe der verschiedenen Länder und Kulturen. Fünf Flugstunden von Hannover aus würden mich nicht nach Bayern, sondern auf die kanarischen Inseln oder in die Türkei bringen. Mit dem Auto ist der Strand nur ein paar Minuten von dem Haus entfernt, in dem wir hier in Perth untergebracht sind. Morgens ist das Wasser echt noch kalt, aber wir werden bestimmt trotzdem schwimmen gehen. Ansonsten genieße ich die entspannte Zeit hier sehr und freue mich schon auf die nächsten Tage! Hoffentlich hattet ihr wunderschöne und besinnliche Weihnachtsfeiertage, und könnt euch jetzt auf das neue Jahr freuen:) Alles Liebe, Marie